Volkswagenchef Blume zu Zöllen: Wie wollen Sie Trump besänftigen?

Interview

Volkswagenchef über US-Zölle :Wie wollen Sie Trump besänftigen, Herr Blume?

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Die Gewinne von VW sind massiv eingebrochen - der Zollkonflikt, starker Wettbewerb und schleppender E-Auto-Absatz belasten die Firma. VW-Chef Blume äußert sich über die Lage.

Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und der Porsche AG, im Interview
VW meldet einen deutlichen Gewinneinbruch. VW-Chef Oliver Blume äußert sich im ZDF-Interview zu der Situation des Konzerns, den US-Zöllen und dem E-Auto-Markt.25.07.2025 | 11:31 min
ZDFheute: Herr Blume, die Halbjahreszahlen liegen vor, es gibt noch mal ein Drittel weniger Gewinn. Wie sehr schmerzt dieses Ergebnis?
Oliver Blume: Zunächst einmal können wir sagen, dass wir im Volkswagen-Konzern gut vorankommen. Auf der anderen Seite, und das ist allen bewusst, da bewegen wir uns in einem extrem anspruchsvollen Umfeld.
Wenn wir uns das zweite Quartal isoliert anschauen und die Effekte wie Zölle und die Restrukturierungsaufwendungen herausrechnen, bewegen wir uns an der oberen Grenze unserer Erwartungen und haben dort eine Gewinnmarge von rund sieben Prozent erzielt. Wir müssen weiter intensiver an unseren Kosten arbeiten und uns dem herausfordernden Umfeld stellen.
Das Interview wurde aus Gründen der Lesbarkeit an einigen Stellen leicht gekürzt und sprachlich geglättet - sehen Sie es oben im Video in voller Länge.
ZDFheute: Was sind die Gründe für die Krise bei VW?
Blume: Ja, wir haben eine vielfältige Krise, die vor allem durch das Umfeld hervorgerufen ist. Der chinesische Markt hat sich komplett strukturell verändert. Wir haben einen verlangsamten Hochlauf der Elektromobilität. Wir investieren aktuell gleichzeitig in die Transformation, in unterschiedliche Antriebsvarianten, Verbrenner, Hybride und Elektrofahrzeuge.
Die Logos der Marken VW, Porsche und Audi auf den jeweilligen Autos.
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Das sind enorme Aufwendungen, die wir dort in die Hand nehmen. Wir haben Zölle in den USA, die deutlich höher liegen, 25 Prozent höher als in der Vergangenheit, was wir spürbar merken. Im ersten Halbjahr allein 1,3 Milliarden Euro Belastung für unser Ergebnis.
ZDFheute: Die Zahlen waren ja zu erwarten. Würden Sie sagen, dass Volkswagen jetzt an der Talsohle ist?
Blume: Wir wissen nicht, wie sich das Umfeld weiter verändert. Das, was wir machen können, ist, unsere Hausaufgaben zu lösen. Das haben wir in weiten Zügen gemacht. Und die positiven Aspekte, die wir im Moment sehen, dass unsere Fahrzeuge hervorragend ankommen, das ist unterlegt durch diese positiven Auftragseingänge.
Wir spüren auch, dass wir bei der Elektromobilität deutliche Fortschritte gemacht haben, bei den Auslieferungen allein 50 Prozent höher als im Vorjahr. Das gibt Zuversicht, aber natürlich noch keine Entwarnung auf der Kostenseite.
Ein Volkswagen Logo
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ZDFheute: Stichwort Zölle, da gibt es ja jetzt wahrscheinlich Bewegungen. Mit welchem Zollsatz könnten Sie leben?
Blume: Zunächst einmal setzen wir darauf, dass es einen ausbalancierten Deal gibt, der einen fairen Handel in beide Richtungen zulässt. Wenn wir bei 15 Prozent herauskommen, ist das natürlich schon eine erhebliche Belastung zu dem, wo wir vorher waren.
Links im Bild: Briefumschlag mit der Aufschrift "Vertraulich" - rechts im Bild: VW-Camper
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Und deshalb setze ich auch darauf, dass es da nochmal die Möglichkeiten gibt mit einem Engagement, was einzelne Unternehmen in den USA machen, sei es exportieren oder investieren, dass man dann dieses Zollniveau noch weiter herunter arbeiten kann.

Auch 15 Prozent wären eine große Belastung für die Automobilindustrie.

Oliver Blume, VW-Chef

ZDFheute: Wie kann Volkswagen, die US-Regierung und Donald Trump besänftigen, vielleicht durch mehr neue Werke in den USA?
Blume: Wir haben heute schon umfangreiche Aktivitäten in den USA. Wir beschäftigen über 20.000 Menschen. Wenn man die Zulieferindustrie dazu nimmt, über 55.000 Menschen. Wir haben einen starken Wachstumskurs in den USA geplant und gerade auch mit umfangreichen Investitionen in unsere Marken.
Wir haben acht Marken dort, darunter auch zwei amerikanische Marken, wie Scout und International. Wir haben umfangreiche Technologie-Engagements, wie beispielsweise mit Rivian, aber auch Absichten, weiter in Marken wie Volkswagen und Audi zu investieren. Das sind attraktive Pakete, natürlich auch für die US-Regierung.

Darauf setzen wir, dass wir dann im Nachgang noch mal ein spezifisches Paket für den Volkswagen-Konzern schnüren.

Oliver Blume, VW-Chef

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ZDFheute: VW und die Rüstungsindustrie - geht da was in Zukunft?
Blume: Ja, wir haben unser Know-how ganz speziell bei Fahrzeugen, bei Bussen, bei Lkws, und deshalb halte ich das Engagement in Richtung Rüstung für absolut wichtig, was die Bundesregierung dort eingeschlagen hat, und wir werden unsere Unterstützung dort anbieten, bei allem, was militärischen Transport dort betrifft.
ZDFheute: Der Elektroverkauf in China läuft weiter schleppend. Wird VW das Problem lösen oder ist der Zug im Prinzip schon abgefahren, was China anbelangt?
Blume: Der Volkswagen-Konzern ist nach wie vor Marktführer bei den verbrennungsangetriebenen Fahrzeugen. Das gibt uns eine finanzielle Kraft. Wir sind als eines der wenigen Unternehmen in China wirtschaftlich dort unterwegs und haben in den letzten zwei bis drei Jahren einen massiven Restrukturierungskurs eingeschlagen.
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Wir holen jetzt bei den elektrischen Fahrzeugen auf. Wir haben eine eigene Entwicklung in China aufgebaut mit über 3.000 Menschen, haben eine enorme Geschwindigkeit aufgenommen, haben eine eigene Elektronik-Plattform entwickelt.
Wir werden bis Ende 2027 30 neue Produkte dort an den Start bringen. Der Schwerpunkt dieser Produkte sind die neuen Energiefahrzeuge, wie sie in China genannt werden, in den Antriebsarten Elektrik, hybridische Antriebe, aber auch Range Extender.
ZDFheute: Wenn Sie sich die Stimmung in Deutschland anschauen, was die Wirtschaft angeht, sind wir zu pessimistisch, jammern wir zu viel?
Blume: Ich glaube, es geht darum, dass wir die Ärmel hochkrempeln. Wir können unser Umfeld nicht beeinflussen. Und wir hatten in dieser Woche einen sehr positiven Gipfel mit dem Bundeskanzler, wo sich rund 60 Wirtschaftsunternehmen in Deutschland zusammengetan haben. Eine Initiative, die von der Deutschen Bank und Siemens angezogen wurde, die ich sehr positiv finde.
Über die Investitionspläne der Unternehmen und dem Wirtschaftsgipfel im Kanzleramt berichtet Korrespondent Florian Neuhann.
Über die Investitionspläne der Unternehmen und den Wirtschaftsgipfel im Kanzleramt berichtet Korrespondent Florian Neuhann.21.07.2025 | 1:52 min
Wir haben dort alle unsere Investitionen zusammengelegt, die wir in den nächsten vier Jahren in der Legislaturperiode in Deutschland machen werden, über die Wirtschaftsunternehmen rund 630 Milliarden. Darüber kommt der Sondertopf der Bundesregierung von 500 Milliarden. Und das ist natürlich schon eine erhebliche Kraft, die jetzt in den Standort fließt.
Jetzt geht es darum, diese Programme professionell zu managen, umzusetzen und dann eben auch wortwörtlich auf die Straße zu bringen.

Und ich glaube, wir brauchen auch ein bisschen Zuversicht, dass wir jetzt daraus was machen und dann gemeinsam den Standort Deutschland positiv in die Zukunft entwickeln.

Oliver Blume, VW-Chef

Das Interview führte Oliver Deuker aus dem ZDF-Landesstudio Niedersachsen - Besiane Krasniqi hat es zusammengefasst.

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